Kopernikus Kolumne – Freundschaft

Kopernikus der Erste

Freundschaft ist eine Tür zwischen zwei Menschen. Sie kann manchmal knarren, sie kann klemmen, aber sie ist nie verschlossen. (Baltasar Gracián y Morales S.J.)

Hallo, ich bin Kopernikus.

Mein heutiges Thema der Wahl: Freundschaft.

Ein sehr tiefes Thema. Was wäre das Leben ohne Freund und Freundin? Die Freundschaft hält essentielle Bestandteile des Lebens bereit: Geteilte Freud und geteiltes Leid, das Ohr das einem zuhört, die Meinung die einem sonst niemand sagt, die Bastion des Vertrauens und der Ehrlichkeit.

Wikipedia schreibt als Wortdefinition:

„Freundschaft bezeichnet eine positive Beziehung und Empfindung zwischen Menschen, die sich als Sympathie und Vertrauen zwischen ihnen zeigt. Die in einer freundschaftlichen Beziehung zueinander stehenden Menschen bezeichnet man als Freundinnen bzw. Freunde. In einer Freundschaft schätzen und mögen die befreundeten Menschen einander. Freundschaft beruht auf Zuneigung, Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung.“

Die (deutsche) Wortgeschichte ist ebenso interessant:

„Bis ins 16./17. Jh. wurde im Deutschen sprachlich nicht zwischen erworbener und angeborener Freundschaft unterschieden, so dass „Freundschaft“ und „Verwandtschaft“ synonym gebraucht werden konnten. Auch in vielen Dialekten ist die Bedeutung „Freund“ = „Verwandter“ bis in die Gegenwart durchaus üblich, weswegen die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Blutsfreundschaft“ ebenfalls „Verwandtschaft“ bedeutet.“

Damit ist der Ausspruch „Freunde kann man sich aussuchen, die Verwandtschaft leider nicht“ neueren Datums und zudem mit Vorsicht zu geniessen. Die Familie hat viele Türen zwischen Menschen die geölt und gepflegt werden wollen – Es ist immer bei einem selbst dies zu tun oder zu lassen.

Umgangssprachlich werden freundschaftliche Beziehungen nach dem Grad ihrer Stärke abgestuft: Die schwächste Form ist die positiv empfundene „Bekanntschaft“. Herausragend ist „der Freund fürs Leben“ (oder wie man heutzutage sagt „BFF“), eine Formulierung, die eine sehr intensive und bedingungslose Bindung andeutet, der auch lange Trennungen nichts anhaben können.

Die Freundschaft ist in der Regel nicht mit der Kameradschaft des Militärs, bei der Feuerwehr, bei den Pfadfindern oder Bergsteigern, Sportlern und in den Vereinen deckungsgleich, oft auch nicht mit der Solidarität in der Arbeiterbewegung, hier ist man meist einander nur organisatorisch und in Gesinnungen verbunden. Allerdings kann Freundschaft auch Schnittmengen mit etwa der Kameradschaft haben. Wie viele Schulkameradschaften werden und bleiben Freundschaften… Bei mir sind es wenige aber sehr wichtige.

Der Psychologe Herb Goldberg sagt, Kameradschaft verlaufe in drei Phasen, die letzte Phase zur Kameradschaft sei die Freundschaft:

  1. Goldberg erkennt als erste Phase die Nutzfreundschaften. Sie würden nur geschlossen, solange die Beteiligten aus welchen Motiven auch immer voneinander profitierten.
  2. Die zweite Gruppe stellten die Zweckfreundschaften dar: Man geselle sich auch in der Freizeit aus freien Stücken zueinander, um einen bestimmten Zweck zu verfolgen, so wie z. B. Fußballer, die sich zum Fußballspiel treffen, und im Zuge dessen miteinander Zeit verbrächten.
  3. Die dritte Phase zur Kameradschaft sei dann die Freundschaft. Sie sei unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass Menschen aus Gründen zueinander kommen, ohne bestimmte Ziele, Zwecke, Nutzen etc. zu verfolgen. Diesen Menschen sei es in ihrer Beziehung zueinander nicht mehr wichtig, ob sie selbst Gewinner oder Verlierer sind; Überlegenheit spielt keine Rolle mehr.

Freundschaft als „Gemeinschaft des Geistes“

Enge Freunde streiten mehr als lediglich bekannte Personen. Den Grund dafür sehen Soziologen und Psychologen darin, dass sich enge Freunde einander sicher sind und daher nicht übervorsichtig agieren müssen. Außerdem haben sie mehr Kontakt zueinander, d.h. mehr Reibungsfläche.

Freundschaft fängt in der Soziologie in dem Moment an, in dem sich zwei Menschen kennenlernen, also um ihre gegenseitige Existenz wissen. Von dieser Basis aus können die beiden verschieden weit in die „Sphäre“ des anderen eindringen. Die Tiefe und der Umfang des Eindringens hängen von dem ab, was man preisgeben will;, diese Grenze ist in der Freundschaft bekannt – der andere wird sie nicht einfach überschreiten. (Beispiel: Mit den Fußballkumpels spricht man über Fußball. Eheprobleme anzusprechen, wäre eine Grenzüberschreitung). Georg Simmel bezeichnet das, was jenseits dieser Grenze liegt, als „Reserve“ – das ist positiv und negativ gemeint: man gibt etwas von sich nicht preis; da ist noch etwas, was man der Freundschaft hinzugeben könnte: man könnte die Freundschaft auch auf andere Dinge ausweiten und so vertiefen.

Einen Sonderfall der Freundschaft sieht Simmel in der Ehe (…oha!): Das hängt zum einen damit zusammen, dass die Ehe ihren Charakter gewandelt hat. War bei Michel de Montaigne die Ehe noch ein Handel, so ist die Ehe in der Moderne eher von Liebe gekennzeichnet. Wenn die Ehe also eine Liebesbeziehung ist, so wirkt ein freundschaftliches Element. Simmel warnt davor, die Ehe als sofortige und umfassende Öffnung der Partner zu verstehen. Er sieht den Wert einer Ehe vielmehr in dem Prozess der fortschreitenden freiwilligen Vertiefung der Freundschaft. Wertvoll sind sowohl die geteilten Dinge als auch die Dinge, die man dem Partner (noch) nicht mitteilen will oder kann. Dazu kommt, dass man sich selbst über viele Dinge nicht so im Klaren ist, dass man sie sich selbst überhaupt mitteilen könnte oder wollte. Dieser „blinde Fleck“ in der Beziehung zu sich selbst wäre potenziell enttäuschend für eine Ehe, die auf komplette Öffnung ausgelegt ist.

Wir halten also fest:

Freundschaft ist wichtig, freiwillig, will gepflegt werden und ist in dem Verständnis der Begrifflichkeit nicht eindeutig. Also hört immer gut zu und nehmt euch Zeit für einander.

Einen weiteren interessanten Artikel zur Freundschaft gibt es hier: Zeit Online „Das Geheimnis der Freundschaft“.

Und der Beckenbauer darf bei diesem Thema natürlich auch nicht fehlen:

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