Kopernikus Kolumne – Achtung! Vorurteile

Kopernikus der ErsteHallo, ich bin Kopernikus.

Mein heutiges Thema der Wahl:
Vorurteile.

Vor einigen Menschenjahren habe ich mir das Buch „Achtung! Vorurteile“ von Sir Peter Ustinov gekauft, und inzwischen schon mehrere Male gelesen. Erstaunlicher Weise stelle ich mit jedem erneuten Lesen fest, das ich Teile des Buches mit meinem nun inzwischen größeren Erfahrungsschatz besser verstehe die mir vor Jahren noch verschlossen geblieben sind.

Manche Passagen kann ich allerdings immer noch nicht nachvollziehen… aber ich bleibe am Katzenball.

Sir Peter Ustinov, russisch-französisch-deutsch-italienisch-äthiopischer Abstammung, wurde 1921 in London geboren.

Sir Peter Ustinov, russisch-französisch-deutsch-italienisch-äthiopischer Abstammung, wurde 1921 in London geboren.

Hier habe ich das Buch abgelichtet. Das Buch erzählt auf 220 Seiten (Taschenbuch, gebunden 286 Seiten) viele Kurzgeschichten und Anekdoten zum Thema Vorurteile – Ein Buch gegen die Engstirnigkeit.

Zu Beginn des Buches wird auch gleich wieder Einstein zitiert:

„Ein Vorurteil ist schwerer zu spalten als ein Atom“.

Eines der größten Themen der Weltgeschichte wie ich finde. Vorurteile. Hierfür hat Ustinov zu seinen Lebzeiten initiativ an drei Universitäten (Durham, Budapest und Wien) Stiftungslehrstühle etabliert die nur dieses Thema behandeln. Meiner Meinung nach leider zu wenig. Es sollte Thema jeder Schule der Welt sein.

Ustinov rückt seine eigene Sichtweise zum Thema Vorurteile gleich zu Beginn des Buches zurecht und bringt den Zwiespalt mit folgendem Satz auf den Punkt: „Über kleine Gaunereien und Kavaliersdelikte, die auf das Konto des Vorurteils gehen, amüsiere ich mich. Über die Kapitalverbrechen, die es anrichtet, schreibe ich in einem anderen Ton. Diesen Perspektivenwechsel, der nicht nur einer in meinem Kopf, sondern auch in meinem Gemüt ist, möchte ich von Anfang an markieren: Das grösste Verbrechen des Vorurteils ist Auschwitz.“

Die Bandbreite dieses Buch umfasst nahezu das gesamt 20. Jahrhundert. Ustinov erzählt von Begegnungen mit der Queen, Picasso, Charlie Chaplin und nimmt sich aber auch alltäglichen Stolperfallen der Vorurteile an. „Das Buch liest sich, als ob Ustinov irgendwann zum Mittagessen eingeladen gewesen wäre, dann bis zum Abendessen geblieben sei.“ So beabsichtigt Ustinov mit dem Buch die Anregung zum Nachdenken. Er schreibt nicht den strengen Lehrer, sondern den guten, alten Bekannten der einem die Hand reicht. Das ist ihm, finde ich, wunderbar gelungen.

Prädikat: Wertvoll! Lesen!

Vorurteil.

Das Wort an sich enthält das Wort „Urteil“.

Vorurteil bedeutet über etwas zu urteilen ohne es „vorher“ zu hinterfragen.

Es könnte auch „Vorwertung“ heißen, oder

  • Vorbeschluss
  • Vorentscheidung
  • Vorbefindung
  • Voreinschätzung
  • Vomeinung

Das Vorurteil hat viele Gesichter. Aber allen gemein ist der „vor“schnelle Beschluss einer Meinung, eines Urteils. Ustinov beschreibt in seinem Buch viele alltägliche Beispiele und hält der Gesellschaft seinen Spiegel vor. Auch ich bin nicht frei von Vorurteilen. Für mich ist es oftmals nur ein Bauchgefühl im Zusammenspiel mit Zeitnot das vorschnellen Urteilen den Weg ebnet. Ich bin inzwischen sehr vorsichtig mit einer Abgabe meiner Meinung geworden. Besonders hinsichtlich meiner Mitmenschen.

Zuhören ist mir wichtiger geworden als das erzählen. Verstehen wichtiger als urteilen. Jemandem die ungeteilte Aufmerksamkeit schenken ist hierbei das wichtigste wie ich finde. Für mich ist es ebenso das schönste und dankbarste Gespräch wenn ich einen Gesprächspartner habe der mir seine „wertfreie“ Aufmerksamkeit teilt.

Voltaire hat einmal geschrieben: „Ich bin wahrhaftig nicht Ihrer Meinung. Aber ich werde mich bis zuletzt dafür schlagen, dass Sie sie vertreten können“.

Ich musste diesen Satz mehrfach lesen bis ich den Sinn erschlossen habe. Aber dies ist der Sinn des Vorurteils. Ein Gespräch, eine Unterhaltung mit ungleichen Meinungen. Die hohe Kunst ist es dem Gegenüber in Augenhöhe zu begegnen, und die Wahrheit zuzulassen. Nichts ist schlimmer als gegen eine Wand aus blinden Stolz und Rechthaberei ankämpfen zu müssen, und der Kampf beginnt zu allererst bei einem selbst.

 

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